Polytope im IR 4 (= Polychora) |
||||
|
Definitionen Als erstes werden die
Terminologien, die in dieser Arbeit verwendet werden, durch einige Definitionen
erklärt. Dabei werden aber grundsätzliche Begriffe wie Ecken/Punkte, Linien,
Geraden und Flächen als bekannt vorausgesetzt. Wenn wir von Polygonen
sprechen, insbesondere von bestimmten n-gonen oder n-Ecken,
so sind immer konvexe, regelmäßige und planare Flächen, begrenzt durch eine
endliche Anzahl von Kanten (gerade Strecken), gemeint. Des Weiteren sollen die
hier genannten Polyeder immer endlich, konvex, in einer 3-dimensionalen
Hyperebene liegend und begrenzt durch regelmäßige Polygone sein. In beliebig
hohen Dimensionen sprechen wir allgemein von Polytopen, die wieder
konvex, endlich und von Polytopen einer Dimension niedriger begrenzt sind.
Speziell im 4-Dimensionalen heißen diese Polytope Polychora (singular
Polychor, das). Polyeder
erhalten als Teile von Polychora den Namen Zelle. Kommen wir zur genauen Definition
von Regelmäßigkeit oder Regularität: Ein Polygon heißt regelmäßig,
wenn alle seine Kanten gleich lang und alle seine Winkel gleich groß sind (außerdem
soll ein Polygon in einer Ebene liegen und konvex sein). Ein Polytop in n
Dimensionen heißt regelmäßig, wenn es aus regelmäßigen und gleichen Polytopen
der Dimension n–1 aufgebaut ist und über Eckentransitivität verfügt
(d.h. es existiert für jedes Paar von Ecken eine Bewegung, die die eine Ecke in
die andere überführt und dabei das Polytop auf sich abbildet. Zu den Bewegungen sollen im
folgendem - wie im klassischem
Sinne - auch die Spiegelungen gelten.). In drei Dimensionen sind
dies genau die Platonischen Polyeder. Deshalb werden regelmäßige Polytope in höheren
Dimensionen oft als Platonische Polytope bezeichnet. Zu dieser Definition gibt es
etliche äquivalente Eigenschaften; eine davon soll hier angeführt werden: Regelmäßige
Polytope haben eine Sphäre, auf der alle Ecken liegen (Umsphäre), eine
Sphäre, auf der alle Kantenmittelpunkte liegen, eine, auf der alle Flächenmittelpunkte
liegen, eine, auf der alle Zellmittelpunkte liegen, usw. Dabei haben
alle Sphären den gleichen Mittelpunkt, den Mittelpunkt des Polytops. Bei der Definition von Halbregelmäßigkeit
gab es lange Zeit Uneinigkeit. Selbst im 3-Dimensionalen gibt es mehrere Möglichkeiten
einer Definition. So könnte z.B. die Transitivität der Ecken, die Regelmäßigkeit der
Flächen oder die Gleichheit der Flächen aufgegeben werden. Aus diesem Grunde
definieren wir einen neuen Begriff: Uniformität. Ein Polygon ist uniform,
wenn es regelmäßig ist. Ein Polytop in n Dimensionen, n ≥ 3,
ist uniform, wenn es nur aus (nicht notwendig gleichen) uniformen
Polytopen der Dimension n–1 aufgebaut ist und über Eckentransitivität
verfügt. In diesem Sinne sind die
Archimedischen Polyeder uniform. Allerdings gibt es daneben noch mehr uniforme
Polyeder: die Platonischen Polyeder, die Prismen (bestehend aus zwei parallelen
n-Ecken, verbunden mit 4-Ecken) und die Antiprismen (zwei parallelen n-Ecken,
die verdreht zueinander und somit durch 3-Ecke verbunden sind). Auch ist in der Definition
die Konvexität nicht notwendig gefordert, wird aber im Folgenden als weitere Bedingung
festgelegt - wie es klassisch auch der Fall ist. Es stellt sich heraus, dass
die uniformen Polychora aus den Platonischen Polychora, den prismatischen
Polychora (von denen es unendlich viele gibt), den biprismatischen Polychora
(von denen es ebenfalls unendlich viele gibt) sowie aus 41 weiteren Polychora
bestehen. Da im 3-Dimensionalen die Platonischen Polyeder und die Prismen und
Antiprismen ebenfalls von den uniformen Polyedern abgezogen werden, um die
Archimedischen Polyeder zu erhalten, ist es naheliegend, diese 41 als Archimedische
Polychora zu bezeichnen, auch wenn sich dies in der Literatur noch nicht
durchgesetzt hat. Durch die Eckentransitivität
besitzen auch uniforme Polytope spezielle Sphären mit gleichem Mittelpunkt: So
gibt es zu jedem uniformen Polychor eine Sphäre, auf der alle Ecken liegen,
eine, auf der alle Kantenmittelpunkte liegen, eine für jede Art von Fläche (3-Eck,
4-Eck usw.), die vorkommt, je eine Sphäre, auf der die Mittelpunkte der Flächen
des jeweiligen Types liegen, und je eine Sphäre für die verschiedenen Zellen, so dass
jeweils die Mittelpunkte gleicher Zellen auf einer Sphäre liegen. Zwei weitere Begriffe, die
noch einer Erklärung bedürfen, sind Eckenumgebung und Kantenkombination
oder -umgebung. Bei der Eckenumgebung handelt es sich um die Umgebung
einer Ecke eines Polytopes. Sie beschreibt bei den Polyedern, welche Flächen in
welcher Reihenfolge um diese Ecke herum liegen und wird dann meist nur als Flächentypenzyklus
aufgeschrieben. Da die benutzten Polyeder alle uniform sind und also über Eckentransitivität
verfügen, ist die Beschreibung einer Ecke durch deren Umgebung eindeutig und
wird deshalb als Synonym für die entsprechende Zelle benutzt: So ist (4,4,4)
z.B. der Hexaeder, (5,6,6) der stumpfe Iksaeder (oder Fußball) und (3,3,3,7) das 7-Antiprisma.
Bei den Polychora ist eine Eckenumgebung die Anordnung der Zellen in der Umgebung
dieser Ecke. Da diese Umgebung räumlich ist, gibt es dazu leider keine einfache
Darstellung (lediglich die Darstellung der Eckenumgebung als Eck-Figur, einem
unregelmäßigen Polyeder, der entsteht, wenn die Ecke abgeschnitten wird, ist möglich).
Eine Kantenkombination
eines Polychors ist dagegen wieder einfach darstellbar. Es ist der Zyklus von
Zellen um eine bestimmte Kante herum und wird deshalb auch analog zu einer Eckenumgebung
eines Polyeder geschrieben: (4,4,4)(4,4,4)(4,4,4) wäre so die Kantenkombination
des 8-Zellers, des 4-dimensionalen Würfels. Um diese (hier sogar um jede) Kante
liegen drei Hexaeder. Da aber die uniformen Polychora nicht über
Kantentransitivität verfügen, kommen bei den meisten verschiedene
Kantenumgebungen vor. Manchmal werden mehrere
Kantenkombinationen zu Eckenumgebungen zusammengefügt. Dieses erfolgt nur lokal
(da ja alle Eckenumgebungen aufgrund der Eckentransitivität gleich sind). Somit
erfolgt eine lokale Vorstellung vollständig im 3-dimensionalen Anschauungsraum,
ohne dass die vierte Dimension explizit vorgestellt werden muss. Das Zusammenfügen
der Zellen an Flächen, Kanten und Ecken ist also lediglich eine Art Puzzle aus
Zellen. Schließlich definieren wir
die verschiedenen relevanten Winkel. Der Winkel zwischen zwei benachbarten Kanten
auf einer Fläche entspricht dem Winkel im üblichen Sinne und heißt hier Flächenwinkel.
Des Weiteren ist der Winkel zwischen zwei Flächen, die eine gemeinsame Kante
haben, der Winkel (im üblichen Sinne) am Kantenmittelpunkt und zwischen den
Halbgeraden vom Kantenmittelpunkt zu den Flächenmittelpunkten. Dieser Winkel
heißt Keilwinkel. Zu guter Letzt benötigen wir noch den Winkel zwischen
zwei Zellen, die sich an einer Fläche berühren. Analog ist dies der Winkel (im üblichen
Sinne) am Flächenmittelpunkt und zwischen den Halbgeraden vom Flächenmittelpunkt
zu den Zellmittelpunkten. Diesen Winkel nennen wir Faltwinkel. Die in diesen Ausführungen immer
gesetzte Bedingung der Konvexität lässt sich natürlich auch aufheben. Damit entstehen jeweils
größere Klassen von Polygonen, Polyedern und Polytopen. So sind z.B. auch Pentagone, Heptagone
und so weiter möglich; ein Zusammensetzen dieser führt z.B. zu (auch nicht-konvexen)
Sternenpolyedern (auch Kepler-Poinsot-Körper genannt). Entsprechend findet man für
den 4-dimensionalen Raum die nicht-konvexen regelmäßigen Schläfli-Hess-Polychora.
Der halbregelmäßige (genauer uniforme) nicht-konvexe Fall im 4-Dimensionalen ist allerdings
noch völlig offen; so werden fast monatlich weitere gefunden (siehe z.B. die Seiten von
George Olshevsky http://members.aol.com/Polycell/).
Auf diesen Seiten soll es erst einmal nur um die konvexen Polytope gehen. |